Zum 10. Mal durchgeführt
Ludwigsburg-Eglosheim. „Kinder sind nicht zu klein für große Themen“ könnte ein anderer Titel für die Projektwoche „Hospiz macht Schule“ lauten, welche vergangene Woche zum zehnten Mal an einer Ludwigsburger Grundschule von der Ökumenischen Hospizinitiative im Landkreis Ludwigburg e.V. angeboten wurde. 22 Schülerinnen und Schüler der Schubartschule in Ludwigsburg-Eglosheim haben für dieses Projekt alle Tische auf die Seite geschoben, um einem großen Stuhlkreis den Raum zu geben. „Denn jede und jeder soll gesehen und gehört werden!“, so das sechsköpfige Team der Hospizinitiative aus Ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen mit Michael Friedmann, dem Koordinator des Projekts. Fünf große rote Schatzkisten bringt das Team mit, eine für jeden Tag der Projektwoche. Jeder Tag hat seinen Schwerpunkt, bei dem die Kinder über die Themen von Krankheit, Sterben, Tod und Trauer ins Gespräch werden und aktiv werden.
Was vor rund 20 Jahren durch den Deutschen Hospiz- und PalliativVerband e.V. und verschiedene Partner begonnen hat, ist inzwischen an vielen Grundschulen ein willkommenes Projekt, wie auch Barbara Weichert, Schulleiterin der Schubartschule, betont: „Ihr macht dies als Team so toll mit den Kindern, berührt in aller Achtsamkeit diese so wichtigen Lebensthemen und nehmt ihnen manche Angst, ja macht die Kinder stark im Umgang damit!“ Seit 2017 geht die Hospizinititiative an die Grundschulen im Stadtgebiet von Ludwigsburg und war auch schon an der Friedrich-von-Keller-Schule in Neckarweihingen und der Friedensschule in der Weststadt.
Was in der Woche so leicht wirkt, hat durchaus seinen intensiven Vorlauf. So werden die Ehrenamtlichen, die sonst in der Sterbebegleitung des Erwachsenen- bzw. Kinder- und Jugendhospizdienstes tätig sind, im Vorfeld gesondert geschult, bereiten sich nochmals im Team der Projektwoche intensiv auf die Inhalte und deren Umsetzung vor, packen Kisten mit allerlei Materialien – von Bilderbüchern und bunten Farbtuben, über Geschichten, die vom Leben und den Veränderungen im Leben erzählen, gleich wie ein „Tränenherz“ und eine Taschentuchbox für jede Kleingruppe. „Tränen sind erlaubt“, sagt Reiner Gille, „ebenso wie Wut und alle Fröhlichkeit, mit der die Kinder vorwiegend durch die Woche gehen!“ „Wunderbar ist“, so Angelika Pusch und Beate Reichle aus der Hospizgruppe in Steinheim-Murr-Erdmannhausen, „mit welchem Vertrauen und mit wieviel Neugierde die Kinder den Inhalten begegnen“. „Für mich kommt die Woche zu spät,“ sagt ein Mädchen, „denn mein Opa ist bereits gestorben, da hätte ich das alles schon brauchen können, was wir jetzt im Projekt lernen.“ Für andere Kinder ist das Thema „Tod“ Neuland und blicken zu Beginn mit etwas Sorge auf das, was da kommen mag. Am Ende der Woche präsentieren sie beim Abschlussfest ihren Eltern, Geschwistern und allen Gästen voller Freude und Stolz, was sie alles erlebt, besprochen und gestaltet haben.
Auch ein Spaziergang über den Eglosheimer Friedhof gehört zum Programm, wo manches Kind auch die Klasse zum Grab eines Familienmitglieds führt. „Wie die Kinder hier liebevoll aufeinander acht geben, sich Taschentücher reichen und den Arm auf die Schulter legen, ist ebenso berührend mitzuerleben,“ erzählt Petra Richter, Ehrenamtliche aus dem Kinder- und Jugendhopsiz, „wie wenn sie voll Freude Krankheiten pantomimisch vorführen oder in aller Stille bunte Bilder mit ihren Vorstellungen malen, was für sie nach dem Tod kommen könnte!“
Ursel Demand aus Pleidelsheim, ist bereits zum dritten Mal in der Projektwoche mit dabei, nimmt sich dafür extra im Beruf frei, um die Kinder durch die Woche zu begleiten: „Die großen Lehrer dieser Woche sind die Kinder, von ihnen können wir so viel lernen, auch mit welcher Empathie und Leichtigkeit sie diesen Lebensthemen und sich als Klassengemeinschaft dabei begegnen.“ 40 Stunden ehrenamltiches Engagement kommen da pro Person zusammen, was auch von Hardy Sauer, dem Geschäftsführer der Ökumenischen Hospizinitiative im Landkreis Ludwigsburg e.V., sehr geschätzt wird und der, der Kreissparkasse Ludwigsburg für die finanzielle Absicherung von Projektbeginn an herzlichst dankt.
So gibt es am Ende fast nur zufriedene, glückliche und dankbare Gesichter bei den Kinder, ihren Eltern, der Schulleitung und dem Team der Hospizinititative. Laura Bauknecht, die Klassenlehrerin der 4. Klasse, bringt es ins Wort, was viele am Ende auch empfinden „Wir werden Euch nächste Woche vermissen, weil es eine tolle Zeit miteinander war, die uns auch als Klassengemeinschaft gut getan und gestärkt hat!“