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Trotz Corona – oder gerade deswegen?

Die vergangenen beiden Jahre waren sehr stark durch die Pandemie geprägt. Gerade auch das Sterben und Abschied nehmen bekam einen ganz anderen Stellenwert, war in der Öffentlichkeit so präsent wie noch nie. Was hat das mit uns als Hospizdienst gemacht? Ein kleiner Einblick in die Statistik unseres Dienstes.

Schauen wir in die Entwicklung unseres Dienstes in den vergangenen Jahren vor Corona, so kamen jedes Jahr einige Ehrenamtliche dazu, von Jahr zu Jahr waren es ein paar Sterbebegleitungen mehr, die Zahlen stiegen kontinuierlich leicht an.

So starteten wir auch in das Jahr 2020, das wir „normal“ begannen und dann Anfang/ Mitte März „Pandemie“, „Inzidenzen“, „Isolation und Quarantäne“, „Lock down“, … usw. Auch wir mussten ganz neue Begriffe lernen und uns damit auseinander setzen. Die Türen ins Klinikum, in die Pflegeeinrichtungen und auch zu den meisten privaten Häuslichkeiten waren von heute auf morgen zu und blieben es für mehrere Wochen. Doch nach kurzer Schockstarre wurde uns rasch klar, dass es uns nun erst recht braucht. Per Telefon und mit viel Kreativität versuchten wir die bereits begonnenen Kontakte und Beziehungen aufrecht zu erhalten und fort zu führen. Verzweifelten Angehörige am Telefon zuzuhören, in die Pflegeeinrichtungen hinein immer wieder Zeichen der Verbundenheit per Mail zu schicken und natürlich auch zu schauen, wie wir weiterarbeiten und all unsere Planungen fortführen konnten, das war unsere Aufgabe.

Als der Lock down gelockert wurde, gingen so für uns die Türen zu den Pflegeeinrichtungen und Privatwohnungen sehr rasch wieder auf.

Und auch 2021 war sehr geprägt von der Pandemie, Einschränkungen, sich ständig ändernden Verordnungen, Neuerungen und Handhabungen, … doch wir hatten und haben den Eindruck: dadurch, dass das Sterben so zentral in den Medien und im Bewusstsein der Bevölkerung war, hat es vielen Menschen auch das Thema Krankheit, Sterben, Tod, Abschied nehmen, Trauer, … sehr nahe gebracht. Vermutlich gibt es unterdessen Niemanden mehr, der nicht mindestens eine Person kennt, die in der Corona-Zeit verstorben ist und wie anders Alles oder Vieles dabei war.

Unsere statistischen Zahlen verdeutlichen dies auch noch einmal:

Trotz Pandemie: wir haben wie gewohnt unsere Vorbereitungskurse angeboten (teilweise digital) um neue Ehrenamtliche zu schulen. So hatte unsere Gruppe für die Stadt Ludwigsburg, alle Teilorte Ludwigsburgs und Remseck von 66 (2019), über 76 (2020) schließlich 85 (2021) Ehrenamtlichen.

Und Begleitungen? 123 im Jahr 2019, 149 im Jahr 2020 und 156 im Jahr 2021.

Im vergangenen Jahr kam ab Juli zudem die Hospizgruppe Steinheim-Murr-Erdmannhausen mit unter unser Dach. Diese Gruppe hatte durch einen eigens vor Ort durchgeführten Vorbereitungskurs zu den bestehenden 8 noch 10 neue Ehrenamtliche dazu bekommen. Und von Juli an wurden 7 sterbende Menschen in einem der drei Orte begleitet.

So machten sich alle Ehrenamtliche unseres Erwachsenenhospizdienstes im Jahr 2021 1.133 mal auf den Weg in ein Sterbehaus oder Sterbezimmer und schenkten 2.231 Stunden den Betroffenen und ihren Familien.

Kommen noch die Stunden der Gruppenzusammenkünfte, Supervisionen und Fortbildungen hinzu, so sind es beeindruckende Zahlen von 3.908 Stunden im Jahr 2019, 2.463 Stunden im Jahr 2020 (hier wird deutlich, dass wir die ganzen Gruppenzusammenkünfte absagen und später nur ganz vorsichtig in Kleingruppen wieder starten konnten), bis hin zu 3.703 Stunden im Jahr 2021 (mit der Hospizgruppe Steinheim-Murr-Erdmannhausen ab Jahresmitte zusammen).

Ganz neu haben wir die direkte Begegnung, die Präsenz, wieder als Präsent, als Geschenk, erleben dürfen.

Dafür gebührt ALLEN ein ganz großer DANK: an die, die Begleitung gewünscht haben und an die, die die Türen dafür aufgemacht haben und an die, die sich auf den Weg gemacht und die Schwellen überschritten haben.

DANKE für das große und besondere Engagement in diesen besonderen zwei Jahren und Zeiten.

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